
Deshalb fange ich auch direkt mal mit den größten Missverständnissen
in Bezug auf dieses Thema an.
- SIS ist das Strukturmodell: Nein, SIS (strukturierte Informationssammlung) ist ein Teil des Strukturmodells und nimmt im Regelkreislauf den Platz der gerontopsychiatrischen Informationssammlung ein.
- Das Strukturmodell wird für alle Pflicht: Nein, das ist schlicht und ergreifend falsch auch wenn es in der Politik sicher Leute gibt die dies es gerne so hätten. Dazu hatte ich auch schon mal einen Artikel geschrieben, den ich Ihnen hiermit nochmal ans Herz lege.
- Es heißt AEDL. Nein, denn die AEDL sind eine veraltete Bezeichnung, welche von Frau Krohwinkel bereits 1999 überarbeitet wurde, aber bedauerlicher Weise immer noch so gelehrt wird. Es heißt richtigerweise übrigens ABEDL-Strukturmodell (merken Sie was?)
Aber schauen wir doch mal, was sich tatsächlich ändert und
welche Vorurteile sich bestätigen.
Punkt 1: Die Informationssammlung
Auf der einen Seite haben wir da die neue strukturierte
Informationssammlung, welche sich in 6 Themenfelder gliedert. Auf der anderen
Seite die gerontopsychiatrische Informationssammlung mit den 13 ABEDLs. Wobei auf den ersten Blick auffällt, dass der
Aufbau der ABEDLs doch eigentlich strukturierter ist als das SIS-Formular.
Trotzdem haben beide das gleiche Problem, wo sortiere ich was hin. Aber noch
viel entscheidender was schreibe ich tatsächlich hinein? Hier gilt ebenfalls
für beide so wenig wie möglich und so viel wie nötig. Tja aber warum soll dann
das SIS-Formular Zeit sparen? Jetzt kommt oft das Argument, man hätte ja nur
das eine Formular und damit weniger Aufwand. Also erstmal ist das nicht
korrekt, denn wenn Sie nur das SIS-Formular zur Informationssammlung benutzen,
werden Sie früher oder später Probleme bei der Einhaltung der Expertenstandards
bekommen. Klar Sie müssen nicht für jedes mögliche Risiko ein Formular
ausfüllen, aber das mussten Sie mit den ABEDLs auch nicht. Jetzt werden viele
sagen, doch das mussten wir und zwar ständig. Stimmt, aber das lag nicht an dem
Modell von Frau Krohwinkel, sondern an Ihren QM-Handbüchern und der Angst am
Ende zu wenig zu schreiben. Das heißt im Ergebnis, in diesem Bereich schenken
sich beide Modelle nichts, wenn sie denn richtig angewendet werden. Ein klares Unentschieden
Punkt 2: Die Planung
Hier treffen die klassische Pflegeplanung nach ABEDLs (am
besten nach PERS sortiert) gegen die Maßnahmenplanung des Strukturmodells an.
Aber da geht es auch schon los, denn es gibt ja nicht nur eine Form der
Maßnahmenplanung im Strukturmodell, sondern gleich 4, bei denen Sie sich
erstmal für eins entscheiden müssen. Wieder einmal fällt auf, das bei dem Thema
Struktur doch die ABEDLs leicht im Vorteil
sind, aber das soll hier nicht das entscheidende Kriterium sein. Oft hört man
hier wieder das Argument, die Maßnahmenplanung sein doch viel kürzer. Ja, das
stimmt, wenn man die AEBDLs so anwendet wie ich es oft in der Praxis gesehen
habe. Nämlich nach dem Motto wer schreibt der bleibt und mag es noch so
unsinnig sein. Was auch hier wieder ganz klar wird ist, dass nicht das Modell
hier das Problem ist, sondern wieder einmal die Vorgaben des QM-Handbuches.
Auch hier sehe ich eher ein Unentschieden zwischen den
beiden Modellen.
Bevor ich nun zu Punkt 3 komme möchte ich gleich mal
klarstellen, ich habe nichts gegen QM-Handbücher, da ich selber auch eine Weiterbildung
als QM gemacht habe. Aber das Qualitätsmanagement soll dem steigern der
Qualität und der Effiziert dienen. Leider wird die Effizienz allzu oft beim Schreiben
der Handbücher vergessen.
Punkt 3: Die Durchführung
Auch hier sollen sich die beiden Modelle unterscheiden, machen
sie aber nicht. Denn bei der Dokumentation der Durchführung wird oft
Argumentiert, dass im Strukturmodell nur Abweichungen vom dokumentierten
Regelfall dokumentiert werden sollen. Aber wer hat behauptet, dass dies beim
Modell von Frau Krohwinkel anders ist? Ist es nämlich nicht. Hier steht wieder
einmal die Angst vor den zu wenigem Dokumentieren im Weg. Auch hier gibt es an sich keinen Unterschied
und es bleibt bei einem weiteren Unentschieden.
Punkt 4: Die Evaluation
Auch hier wird es Sie jetzt kaum noch überraschen, dass es
keinen Unterschied gibt, denn Die Regeln der Evaluation bestimmt mal wieder das
QM-Handbuch und nicht die Modelle.
Also ist das Gesamtergebnis ein Unentschieden, aber was
spricht jetzt besonders für das eine oder andere Modell?
Als klaren Vorteil für das Strukturmodell, sehe ich, dass es
von der Politik gefördert wird, was man auch am NBA sehen kann. Hier kann man
erwarten, dass in den nächsten Jahren noch nachgebessert wird. Außerdem bewegt
die ganze Diskussion tatsächlich einige Dienstleister dazu ihre QM-Handbücher
zu überarbeiten. Ein Nachteil ist sicher, das hier sehr viel ausformuliert
werden muss und dies sicher zu Schwierigkeiten bei Pflegekräften führt, welche
die deutsche Sprache nicht ganz so gut beherrschen.
Vorteile der ABEDLs sind, dass sie praktisch jeder in der
Ausbildung gelernt hat und schon lange damit arbeitet, leider auch oft sehr ineffizient.
Da hier auch oft nur Stichwortartig geschrieben wird, haben eben erwähnte
Pflegekräfte es hier einfacher. Allerdings muss man ganz klar sagen, dass die Jahrelange
fehlerhafte Anwendung, Viele sehr verunsichert hat.
Wenn Sie mich fragen was für Sie besser ist, würde ich sagen
es kommt auf die Situation an in der Sie sich befinden. Wenn Sie lange mit
Krohwinkel gearbeitet haben und Sie viele langjährige Mitarbeiter haben die
damit gut klarkommen, würde ich aktuell sagen, bleiben Sie dabei.
Wenn Sie allerding gerade erst aufmachen und viele junge
Mitarbeiter haben, kann es sich auch lohnen auf das Strukturmodell zu setzen.
So noch eins zum Schluss. Da gibt es ja immer noch den
Mythos aufzuräumen, dass das Strukturmodell zur Entbürokratisierung beiträgt. Aber
wie wir ja gesehen haben tut es das nicht. Dieses Modell ist Augenwischerei und
soll den Pflegekräften zeigen, hier die Politik tut was, nur mal wieder nicht
das Richtige. Denn die wirklich wichtigen Dinge in der Pflege werden mal wieder
nicht angepackt.
© Heiko
Pietsch
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