Ja, ich glaube jeder hat es schon gelesen. Die Aussagen von
Volker Beck (Bundestagsabgeordneter B‘90/Grüne)“… in der Pflege, da braucht man
keine hohe Schulbildung“. Auch wenn dieser angeblich falsch zitiert wurde, ändert das nichts an diesem weit verbreiteten Gedanken.
Die Empörungen im Netz sind groß, aber was steckt eigentlich
dahinter?
Hier handelt es sich um ein uraltes Vorurteil, mit dem die Pflege
in Deutschland schon ewig zu kämpfen hat. Pflege ist nur satt und sauber oder
auch, Pflege ist nur A… abputzen. Das hat doch jeder in der Pflege schon einmal
gehört und dafür braucht man natürlich auch keine Bildung.
So, ich muss sagen es fällt mir wirklich schwer
nach dieser Aussage sachlich zu bleiben, aber ich versuche mal darzustellen
warum jeder der das glaubt offensichtlich nicht ausreichend gebildet ist für die Pflege.
Also erstmal ist Pflege ein 3-jähriger Ausbildungsberuf mit
einer Vielzahl von Weiterbildungen in allen möglichen Fachrichtungen, dies ist
nicht aus Spaß so. Dazu muss man sagen, das in allen anderen europäischen
Ländern, außer in Deutschland und Österreich, Pflege ein Studiengang ist, was
meiner Meinung nach auch in Deutschland so sein sollte. Aber mir ist durchaus
klar, dass dies von der Politik nicht gewollt ist, weil sonst müsste man die Pflege
ja angemessen bezahlen und das möchten Sie (Politiker) sich ja nach Möglichkeit
ersparen.
Haben Sie eigentlich nur die geringste Ahnung, was man als Pflegekraft
alles leisten muss? Sicher nicht! Sie sind Psychologe, Seelsorger, Arzt,
Apotheker, Sterbebegleiter, Therapeut, Vermittler, und vieles mehr und zwar
alles gleichzeitig. Glauben Sie nicht?
Was glauben Sie denn, wer in der Realität entscheidet wie
eine Wunde verbunden wird, welche Tabletten ein Patient benötigt, ob es Wechselwirkungen
gibt, welche Hilfsmittel ein Mensch benötigt, Welche Nahrung gut für ihn ist
usw.? Der Arzt? Der Apotheker? Der Therapeut? Der Ernährungsberater? So sollte
es vielleicht sein, aber in der Realität machen das alles die Pflegekräfte Vorort
und die entsprechend zuständigen Personen setzen nur ihre Unterschrift
darunter. Das ist aber auch richtig so, da nur die Pflegekräfte die Patienten
richtig kennen und täglich erleben.
Wie? das war Ihnen nicht bekannt? Vielleicht informieren Sie sich demnächst erst einmal bevor Sie solche solche Vorurteile haben. Ich könnte jetzt
auch einfach mal behaupten Politiker benötigen keine Bildung, weil sie ja nicht
2 Sachen können müssen. Die Hand aufhalten und nachplappern, was der Lobbyist,
der was in die Hand gelegt hat, gesagt hat. Aber da ich ja kein Politiker bin,
werde ich das natürlich nicht tun, weil mir da die praktische Erfahrung fehlt. Aber
wie meine Oma schon immer sagte „erst denken dann reden!“
So jetzt bin ich ja doch fast emotional geworden. Aber Leidenschaft
ist nun mal eine Grundvoraussetzung für eine Pflegekraft. Denn ohne diese Leidenschaft,
ist es gar nicht möglich sich das nötige Fachwissen in einer so kurzen
Ausbildungszeit anzueignen und die mit diesem Beruf verbundene Verantwortung zu
tragen. Denn in den Händen der Pflegekräfte liegen Menschenleben. Vielleicht
sogar irgendwann mal ihres. Dann wollen Sie sicher nicht, dass Ihre Pflegekraft
ungebildet ist.
Die Pflegekräfte in diesem Land tragen mit die größte Verantwortung,
denn unsere wichtigsten Güter sind die Gesundheit, das Wohlbefinden und das Leben
der Menschen in unserem schönen Land.
© Heiko
Pietsch
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