Die Pflegekammer ist eines der am meisten diskutierten
Themen in der Pflege und sie polarisiert.
Vorweg, das Thema ist sehr umfangreich und deshalb sind die
Inhalte stark auf das Wesentliche konzentriert. Aber fangen wir mal ganz von
vorne an.
Was soll eine Pflegekammer eigentlich tun?
Da es ähnliche Institutionen bereits in anderen Berufen gibt
(z.B. Ärzte), gibt es auch bereits ein klares Bild über die Aufgaben einer
solchen.
Zum einen soll die Kammer dafür sorgen, dass es einheitliche
Regeln innerhalb eines Berufes gibt und diese auch eingehalten werden. Dazu
gehört es u.a. Ausbildungsinhalte festzulegen und Weiterbildungen zu
vereinheitlichen, aber auch viele weitere Dinge.
Zum anderen geht es darum den Berufsstand nach außen (auf
politischer und gesellschaftlicher Ebene) zu vertreten, was die Pflege dringend
notwendig hat.
Wie ist denn eigentlich aktuell in Deutschland die Situation?
Aktuell gibt es nur in Rheinland-Pfalz eine Pflegekammer,
aber in allen Bundesländern liegen zumindest schon einmal Pläne für eine solche
vor. Sogar die Gründung einer Bundespflegekammer ist bereits in Planung. Heißt
also, ob man es jetzt gut findet oder nicht, sie wird kommen.
Der Blick über den Tellerrand zeigt übrigens, dass Deutschland
in Sachen Pflegekammer, wie in fast allen Gebieten der Pflege, mal wieder Dritte-Welt-Land
ist. In England gibt es eine Solche Institution z.B. schon seit über 100 Jahren
und mit Erfolg auf allen Gebieten (Bezahlung, Stellenschlüssel, Qualifikation
und Stellenwert). Nicht umsonst wollen ausländische Pflegekräfte lieber in
Länder wie England, Norwegen, Schweden arbeiten, wenn sie die Chance dazu
haben. Selbst Länder wie Slowenien, Zypern oder die Slowakei haben bereits seit
langem eine solche Institution.
Warum brauchen wir nun eine Pflegekammer?
Naja eigentlich beantwortet sich die Frage für jeden, der in
der Pflege arbeitet und die Arbeitsbedingungen kennt von alleine. Es ist
einfach zwingend notwendig, dass ein Berufsstand von der Größe der Pflege eine
Vertretung hat, welche sich um die Durchsetzung seiner Interessen kümmert.
Warum ist eine Zwangsmitgliedschaft und der damit verbundene
Beitrag notwendig?
Weil ein solches Projekt ohne Zwangsmitgliedschaft zum
Scheitern verurteilt ist. Dies zeigt die Vielzahl der Berufsverbände in der
Pflege und der geringe Anteil an Pflegenden, welche in diesen organisiert sind. Sinn macht es nur wenn alle mitmachen. Ja, ein
solches Projekt kostet nun mal auch Geld, somit ist ein Betrag völlig legitim
und in anderen Berufsgruppen auch üblich.
Warum aber gibt es so viele negative Berichte über die
Pflegekammer?
Man fragt sich eigentlich schon, wie irgendwer überhaupt gegen
eine Pflegekammer sein kann, aber das sind meist reine politische Machtspielchen.
Berufsverbände haben z.B. berechtigterweise Angst ihre Existenzgrundlage
zu verlieren. Was aber leider auch zeigt, dass es auch dort mal wieder mehr um die
eigene Position, als um die Pflege an sich geht. Oft sind dies auch jetzt schon
Spielchen um die guten Positionen innerhalb der Pflegekammer.
Aber auch Gewerkschaften verlieren mehr oder weniger ihre Daseinsberechtigung
in diesem Bereich. Klar eine Pflegekammer darf eigentlich nicht zum Streik
aufrufen, aber mal ehrlich wann hat eine Gewerkschaft das in der Pflege getan.
Auch Politiker haben aus Ihrer sich berechtigtes Interesse
eine Pflegekammer zu verhindern. Eine starke Pflegekammer kann natürlich auch
entsprechenden politischen Druck aufbauen und diese weiß genau, dass dies zu
lange notwendigen Reformen in der Pflege führen wird. Diese aber werden sehr
teuer werden und sicher auch anderen Interessenvertretern nicht unbedingt
passen.
Zu guter Letzt wären noch die Ärzteschaft und die Kassen.
Diese Gruppen sind nämlich aktuell eigentlich für die Interessenvertretung der
Pflege zuständig. Problem, zum einen wissen beide nicht welche Probleme die
Pflege hat und zum anderen haben sie größtenteils gegenteilige Interessen.
Grundsätzlich stellt sich also die Frage, warum es
tatsächlich auch innerhalb er Pflege Stimmen gegen eine Pflegekammer gibt.
Ja, das liegt einmal an der zum Teil erfolgreichen
Propaganda der oben gennannten Gruppen, aber auch an der grundsätzlichen Angst
etwas zu verändern. Die Pflegekräfte an sich haben immer noch ein bisschen mehr
Probleme mit Neuem als andere Berufsgruppen. Das liegt aber auch immer noch
daran, dass für viele immer noch die Pflege mit Wohltätigkeit verbunden ist.
Bitte versteht es doch, die Wohltätigkeit in der Pflege wurde 1995 abgeschafft.
Seitdem ist die Pflege ein Wirtschaftsfaktor und funktioniert nach den Gesetzen
der Marktwirtschaft. Ob es einem passt oder nicht, das wird sich auch nicht
mehr ändern. Also wird es Zeit, dass die Pflege sich auch entsprechend verhält.
Mir ist klar, dass die Kritiker wieder hunderte von Gründen
aufführen werden, warum es ein Problem gibt. Aber realistisch gesehen gibt es
keine Alternative, wenn man in der Pflege ernsthaft etwas verbessern möchte. Wenn
Sie natürlich glücklich über die Zustände in unseren Pflegeheimen, Krankenhäuser
etc. sind, ist das sehr schön für Sie, aber die Pflegekammer wird trotzdem
kommen.
Abschließend bleibt zu sagen, wer gegen eine Pflegekammer
ist, ist auch dafür, dass die Pflege so bleibt wie sie ist unterbesetzt,
unterbezahlt und schlecht angesehen. Natürlich ist eine Pflegekammer nicht
zwingend ein Allheilmittel, aber die einzige Chance, welche die Pflege hat, wenn
sie nicht weiter mit Füßen getreten werden will und das sollte am Ende jedem
auch ein entsprechender Beitrag wert sein.
© Heiko Pietsch
Ich bin gegen die Kammer, da sie als Körperschaft des öffentlichen Rechts nur der verlängerte Arm des Gesundheitsministerium ist. Wenn irgendwer in der Politik ein starkes Interesse an gesetzlichen Personalschlüsseln ( und das ist unser Hauptproblem ) hätte, gäbe es diese schon längst.
AntwortenLöschenHat aber keiner, weil total teuer : Würde mit Erhöhung der Krankenkassenbeiträgen und Steuern einher gehen, daher als Wahlprogramm total unpopulär.
In England ist die Gewerkschaft und die Kammer eine Organisation, natürlich sitzen die am längeren Hebel!
Hier werden Äpfel und Birnen verglichen.
Es gibt in jedem Bundesland Berufsordungen und eine Menge von Pflegestandarts.
Es sollte ein leichtes sein, eine Expertenkommission ins Leben zu rufen, die alle Berufsordungen und Standarts länderübergreifend verbindlich regelt.
Wenn es dazu einen Staatssekretär gäbe, wie Herrn Lauhmann, der auf Landesebene, sowohl das Patientenwohl, als auch das der Pflegekräfte im Blick hat, braucht es keine besch.....Kammer, die uns Pflegekräfte von allen Seiten in die finanzielle und haftende Pflicht nimmt.
In einem gebe ich Ihnen Recht : In RLP und in Niedersachsen sitzen in der Kammer und in der Gründungskammer Menschen, die das sinkende Boot Berufsverband verlassen wollen und dringend einen neuen Posten suchen.
Maike Hecheltjen so ein Quatsch! Die Mitglieder der Kammer sind auch nach wie vor Mitglieder im Berufsverband und/oder Gewerkschaft. Das eine schließt das andere nicht aus.
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