Erinnerungen eines Altenpflegers – Teil 1: Ein letzter schöner Tag



Ja, ich begebe mich mal auf ein anderes Themenfeld und möchte ein paar Geschichten erzählen, die ich in meiner Tätigkeit in der Pflege erlebt habe. 

Aber wie komme ich dazu, hier meine Erlebnisse zu präsentieren? 

Zum einen würde ich gerne diese Geschichten aufschreiben, bevor die Erinnerungen verblassen. Zum anderen geben diese Geschichten der Arbeit in der Pflege einen Sinn und sollen noch mal allen die gerade zweifeln zeigen, warum Pflege auch schön sein kann.

In der ersten Geschichte möchte ich euch gerne von einer Dame berichten. 

Irgendwie war schon der Einzug ins Pflegeheim bei Ihr etwas anders als bei anderen. Wir haben schon lange vor Einzug das Zimmer bereitgestellt, für Sie und Ihren schwerkranken Mann.  Sie kam zuerst zu uns und Sie selbst kam eigentlich auch nur zum Sterben. Vom Krebs zerfressen mit Metastasen in der Wirbelsäule und im Gehirn war klar, dass Sie nicht lange bei uns sein würde. Aber Geistig war sie noch fit und freute sich auch den Einzug ihres Mannes. Dieser verzögerte sich aber stetig und zunächst war es auch fragwürdig ob er das Krankenhaus überhaupt verlassen können würde. 

Nach einigen Wochen kam er aber dann doch. Aber nicht wie erwartet. Mit schweren Schluckstörung und stark kachektisch kam er bei uns an. Ja, was soll ich sagen es dauerte nur 3 Tage und er ist von uns gegangen. Für Ihn vermutlich das Beste, aber für seine Frau der Sturz in die Depression. Sie fing an die Nahrungsaufnahme zu verweigern. Sie wollte sich nicht mehr mobilisieren lassen und auch Ihre Tochter, welche täglich zu Besuch kam, konnte Sie nicht mehr motivieren. Der Allgemeinzustand nahm täglich stark ab und auch die geistigen Fähigkeiten gingen schnell dahin. In vielen Gesprächen mit der Tochter, versuchten wir Ihr Mut zumachen, doch es half nichts. 

Aber an einem Morgen, kam ich in meiner ersten Runde in Ihr Zimmer um zu schauen ob Sie noch atmet und erlebte eine Überraschung. Sie Grüße mich zum Morgen und fragte nach dem Frühstück. Ich ergriff sofort die Gelegenheit und mobilisierte Sie. Alarmierte den Sozialen Dienst und machte Ihr ein leckeres Frühstück, welches sie vollständig aufaß. Der soziale Dienst fuhr mit Ihr an die frische Luft und machte einen Spaziergang im Park, während ich die Tochter informierte und organisierte, dass sie zum Frisör konnte. Denn das war eins die wenigen Dinge, welche Sie sich noch gewünscht hatte. Einmal noch zum Frisör. Nur wenige Stunden dauerte dieses Hoch an, aber es war toll diese Frau noch einmal lächeln zu sehen. Wenige Tage später verstarb Sie. Aber wir hatten viele Fotos an Ihrem letzten schönen Tag gemacht und Ihre Tochter war unendlich dankbar als wir Ihr diese übergaben. 

Ist es nicht genau das, was die Pflege leisten sollte? Eine schöne letzte Zeit auf Erden.

© Heiko Pietsch

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