Erinnerungen eines Altenpflegers - Teil 3: Eine starke Frau


 Ja, aber nicht nur die Leistung der Pflegekräfte ist etwas Besonderes. Denn wer mit offenen Sinnen durch den Beruf geht, trifft nicht nur Kranke, sondern auch interessante Menschen. Jeder von Ihnen hat seine Geschichte, nur es braucht jemanden der sie hören möchte.

Die Frau von der ich euch heute erzählen möchte, lebe lange Zeit in unseren Pflegeheim. Dabei war sie noch garnicht so alt, knapp 60. Aber sie hatte eine lange Leidensgeschichte. Jahre lang kämpfte sie gegen den Krebs. Sie bekam immer wieder Chemotherapien und wenn sie dafür im Krankenhaus war, kam sie völlig entkräftet zu uns zurück. Kaum hatte sie sich erholt ging es auch schon zur nächsten Dosis.

Aber was wirklich faszinierend war, ist die Tatsache, dass sie in den 2-3 Tage wo es ihr gut ging eine Lebensfreude ausstrahlte wie es von jemanden in ihrer Situation nicht zu vermuten ist.

Wie sich das äußerte? Zum Beispiel kümmere sie sich im ihren kompletten Papierkram alleine, nur für Ämtergänge bat sie ihre Schwester. Sie machte Späße mit dem Personal und wenn ich morgen herein kam endete dies auch öfters mal in einem Tänzchen. Aber damit nicht genug, sie ließ sich auch noch zum Beiratsmitglied wählen um die Interessen der Bewohner zu vertreten.

So oft die Chemotherapie auch gescheitert ist, so schlecht es ihr auch danach ging, trotzdem gab sie niemals auf. In schlechten Zeiten waren wir für Sie da und in guten Zeiten brachte sie uns Freude in den Alltag.

Ja, auch solche Leute leben in unseren Pflegeheimen, wenn ihr mit offene Augen und Ohren unterwegs seit.

© Heiko Pietsch

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