Arbeitsrecht vs. Pflege

Ja, Arbeitsrecht und Pflege ist immer wieder ein Thema. Ich merke das auch an den verschiedensten Kommentaren auf andere meiner Artikel. Da gibt es die Einen, die sich genau auskennt und niemals etwas zustimmen würden, was arbeitsrechtlich auch nur zweifelhaft ist. Dann gibt die Anderen, die sich damit abgefunden haben, dass sich in der Pflege keiner ans Arbeitsrecht hält. Zum Schluss Gibt es noch diejenigen, die immer wieder überrascht sind, dass sie regelmäßig gegen Arbeitsrecht verstoßen, weil sie sich bis jetzt nicht damit beschäftigt haben.

Aber ist es überhaupt möglich einen Pflegebetrieb aufrecht zu erhalten und sich gleichzeitig ans Arbeitsrecht zu halten?

Nun wie bei viele Dingen im Leben ist hier mal wieder nicht schwarz-weiß. Denn zum einen können arbeitsrechtliche Regelungen durchaus unterschiedlich interpretiert werden und zum anderen kommt es hier auch auf Form und Größe des Unternehmens an.

Ich möchte klarstellen, dass Gesetze natürlich nicht zu brechen sind, aber die Frage ist ja ob es überhaupt anders möglich ist.

Also erst mal, muss ja mal gesagt werde, dass der Gesetzgeber ja bereits auf dieses Thema reagiert und diverse Ausnahmeregelungen für Personal in der Pflege geschaffen hat. Ein Beispiel wäre hier, dass in diesen Berufen eine verkürzte Ruhezeit möglich ist. Zwar gibt es die Vorgabe, das diese verkürzte Zeit ausgeglichen werden muss, aber das ist praktisch immer der Fall. Denn in der Regel gibt es in 14 Tagen mal ein freier Tag oder ein Wechsel von Früh- auf Spätdienst.

Also, grundsätzlich fällt es größeren Unternehmen leichter die gesetzlichen Regelungen einzuhalten. In der Regel werden diese auch mehr kontrolliert. Doch auch hier kommt es regelmäßig zu Verletzungen des Arbeitsrechtes.

Bei kleineren Unternehmen oder Neugründung ist es finanziell fast ausgeschlossen sich an alle Regelungen zu halten. Das liegt einfach daran, dass Personal viel kostet, aber man am Anfang oft um jeden einzelnen Patienten hart gekämpft werden muss. Deshalb lassen wir diese nun einmal außen vor bei der Betrachtung.

Was sind denn die häufigsten Verstöße und vor allem warum kommt es dazu?

Verstöße die immer wieder vorkommen und vermutlich jeder in der Pflege schon mal erlebt hat, sind u.a. zu kurze Ruhezeiten, unbezahlte Bereitschaft, Minusstunden bei Krankheit, nicht genommen Pausen uvm.

Die Ursachen sind zum Teil schlecht ausgebildete Leitungskräfte, die entweder die Regelungen nicht kennen oder nicht wissen mit welchen Methoden diese eingehalten werden können. Aber immer wieder gehört dies tatsächlich auch zum Konzept der Gewinnmaximierung. Letzteres betrifft vor allem private Unternehmen.

Hier drängt sich immer die Frage auf, ob es moralisch überhaupt zu vertreten ist, die Gesundheit von Menschen in die Hände von Konzernen zu geben. Hierzu möchte ich mich in diesem Artikel mal nicht äußern. Aber darüber darf gerne diskutiert werden z.B. in der Facebook-Gruppe "Pflege im Blickpunkt".

So, aber welche Möglichkeiten gibt es denn um den Dienstplan so zu gestalten, dass ein Verstoß gegen Arbeitsrecht nicht notwendig ist. Hier gibt es nämlich einige Methoden die man anwenden könnte. Ganz vorne weg wäre da die Planung mit Netto-Arbeitszeit. Diese Methode sollte eigentlich jede PDL in ihrer Weiterbildung kennengelernt haben. Hier werden im Vorfeld bereits Ausfallzeiten des Unternehmens mit eingerechnet, so ist es nur noch in extremen Ausnahmefällen nötig tatsächlich jemanden aus dem Frei zu holen. Außerdem wäre es in diesem Fall sogar wahrscheinlich erlaubt einen Mitarbeiter aus dem Frei zu holen, da dies dann tatsächlich nur noch in den vom Gesetzt vorgesehen Notsituationen der Fall wäre. Noch wirksamer wird eine Planung nach Netto-Arbeitszeit, wenn diese in Verbindung mit einer Jahresrahmenplanung gemacht wird. Denn statistisch gesehen sinken alleine durch die Jahresrahmenplanung die Ausfallzeiten. 

Etwas Kostspieligere Möglichkeiten wären Bereitschaftsdienste oder Springerpools die auch entsprechend bezahlt werden. 

Aber warum, macht das dann nicht jeder, wenn es doch so einfach ist? Tja, einmal benötigt es eine Neuorganisation des gesamten Unternehmens. Des Weiteren wird hier vermutlich sehr deutlich wie unterbesetzt die Personaldecke tatsächlich ist. Es benötigt also auch noch eine gewisse Investition in Personal, dass vermutlich auf dem Markt gar nicht vorhanden ist. Aber es ist auch ganz klar, dass diese Investition, tatsächlich günstiger ist als teure Leiharbeit einzukaufen.

Fazit ist hier also, es ist zwar möglich auch in der Pflege die Gesetzgebung einzuhalten, aber durch aus sehr schwierig. Für mache Formen von Unternehmen, auch fast unmöglich.  

Nun wünsche ich viel Spaß bei der Diskussion.

Kommentare

  1. Es gibt noch eine Lösungsmöglichkeit, die im Artikel nicht erwähnt wird: Leiharbeiter und Freiberufler (wie mich) .

    Aber auch Freelancer wie ich haben ihre Probleme mit kleinen privaten Unternehmen: die gehen nämlich schon mal pleite und bezahlen mich dann nicht. So hatte ich im letzten Jahr zeitweise über 10.000 € ausstände, die ich teilweise zwischenzeitlich per Mahnverfahren eintreiben konnte.

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    1. Ich kenne das leidige nicht bezahlt werden leider auch aus anderen Branchen. Mein Arbeitsrecht musste ich leider auch schon oft vor Gericht erstreiten.

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  2. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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