Familienhelden ohne Pause!



Ja, in diesem Text richte ich mich einmal hauptsächlich an pflegende Angehörige. Aber liebe Pflegekräfte, auch für euch könnte dies interessant sein, denn täglich begegnen euch pflegende Angehörige, die am Ende ihrer Kräfte sind. Vielleicht könnt Ihr diese dann entsprechend beraten. 

Aber erstmal ein großes Dankeschön an alle diejenigen unter euch, die sich aufopferungsvoll um ihre kranken und schwachen Angehörigen kümmern. Ohne euch wäre das Pflegeproblem in Deutschland sicher noch viel größer, als es eh schon ist.

Doch mir ist bewusst, dass Ihr zum großen Teil an oder über der Belastungsgrenze, sowohl körperlich als auch psychisch arbeitet. Denn zur Versorgung der Angehörigen kommt oft auch noch ein finanzieller Engpass und die Angst vor Altersarmut. Außerdem führt zum Teil fehlendes Wissen im Umgang mit psychisch veränderten Menschen zur Ablehnung der Hilfe und damit zu noch mehr Frustration und Verzweiflung.


Wie oft habe ich schon Angehörige erlebt, die aus lauter Verzweiflung ihren Vater oder Mutter ins Heim gegeben haben. Doch hat ihnen dies geholfen? Nein, denn dann hat das schlechte Gewissen sie täglich getrieben. Mit tiefen Augenringen und Tränen in den Augen, sich vom Pflegepersonal stützen lassend, quälten Sie sich täglich mit Schuldgefühlen.

Doch muss das wirklich so sein? Gibt es denn keine Unterstützung für die Pflege von Familienangehörigen?

Ich würde sagen doch die gibt es, wenn vielleicht auch nicht immer ausreichend. Ein paar Möglichkeiten möchte ich einmal kurz vorstellen.

Fangen wir einmal bei den finanziellen Sorgen an. Zum einen erhalten Sie als pflegenden Angehörige das sogenannten Pflegegeld. Dieses richtet sich nach dem aktuellen Pflegegrad (ab Pflegegrad 2) und liegt zwischen 315€ und 901€ pro Monat. Davon kann aber noch keiner leben und viele geben tatsächlich ihren Job auf oder pausieren diesen um die Pflege zu gewährleisten. 

Aber auch hier gibt es theoretisch Abhilfe, wenn Sie die Möglichkeit auf eine Teilzeitbeschäftigung haben. Denn eine Tages- und Nachtpflege kann hier Unterstützung leisten. Die Kosten übernimmt ebenfalls ab Pflegegrad 2 die Pflegekasse, abhängig vom Pflegegrad. Tages- und Nachtpflege noch nie gehört? Stellen Sie sich es in etwas wie eine KiTa für Pflegebedürftige vor. Diese werden in der Regel von einem Fahrdienst abgeholt, bis zu 8 Stunden dort versorgt und wieder zurückgebracht. Zum Teil bieten Tagespflegen auch eine Wochenendversorgung an. Übrigens bei der Versorgung in einer Tages- oder Nachtpflege haben Sie keinerlei Einbußen beim Pflegegeld.

Sie haben diese Möglichkeiten bereits alle ausgeschöpft und reiben sich seit mehreren Jahren zwischen Pflege und Beruf auf. Was Sie jetzt eigentlich brauchen ist einmal eine Auszeit, aber wie soll das gehen? 

Die Zauberworte heißen Verhinderungs- und Kurzzeitpflege. Bei der Verhinderungspflege können Sie für die Zeit eines Urlaubs Ihre Angehörigen durch einen ambulanten Pflegedienst versorgen lassen. In dieser Zeit wird Ihnen auch die Hälfte des Pflegegeldes weitergezahlt. Die Kurzzeitpflege kann praktisch dasselbe nur für die Versorgung in einer stationären Einrichtung. Das Budget ist für alle Pflegegrade, ab Pflegegrad 2, gleich und beträgt für ein Jahr 1612€. Es gibt auch noch die Möglichkeit die Hälfte der Kurzzeitpflege in Verhinderungspflege oder die gesamte Verhinderungspflege in Kurzzeitpflege umzuwandeln. Falls Sie eines der beiden Budgets nicht verwenden möchten. 

Also, das ich doch schon mal etwas. Sie bekommen Pflegegeld, können dabei arbeiten gehen und in den Urlaub fahren ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. 

Aber einen Tipp habe ich noch für Sie. Nehmen Sie an einem Kurs für pflegenden Angehörige teil um den richtigen Umgang mit Pflegebedürftigen zu lernen. Dies erleichtert Ihren Alltag enorm und gibt Ihnen Sicherheit. Fragen Sie einfach bei Ihrer Kasse nach. Oft werden diese Kurse sogar übernommen, weil ein pflegender Angehöriger immer noch günstiger als professionelle Pflege ist.

Und ein letzter Tipp noch. Wenn es einmal nicht mehr zu vermeiden ist Ihren Pflegebedürftigen in einer stationären Einrichtung unterzubringen, dann geben Sie sich nicht selbst die Schuld. Besuchen Sie ihn regelmäßig und unterstützen Sie das Pflegepersonal. 

© Heiko Pietsch

Kommentare

  1. Lieber Heiko Pietsch,
    die Aussage, dass die pflegenden Angehörigen das Pflegegeld erhalten, ist absolut verkehrt!
    Der zu pflegend erhält das Geld, wie er/sie es dann weitergibt ist seine/ihre Sache.
    Natürlich wird es oft an die pflegendne Angehörigen weitergegeben, die dieses Geld dann aber zum Wohle des zu Pflegenden ausgeben. Zuzahlungen zu Therapien und Hilfsmitteln oder Medikamenten seien hierbei mal Stichworte.
    Es hört sich so an, als ob Sie meinen 'warum beklagt ihr euch, es wird doch geholfen, ihr seht das nur noch nicht, oder ihr nehmt das nicht an'.

    Wir, die pflegenden Angehörigen, bekommen keinen Cent für die Plfege, wenn wir unse Jobs aufgeben (teilweise MÜSSEN!) weil ein Heimplatz nicht in Frage kommt.

    Wenn Sie schon darüber schreiben, dann bitte nicht so, dass andere Leute, die keine Ahnung von den Gegebenheiten haben, denken müssen: 'Warum beklagen die sich eigentlich?'. Danke!

    Verhinderungspflege ist auch so ein Ding. Super, dass es diese gibt, ohne Frage. ABER, allein an einen Platz für Verhinderungspflege zu kommen ist tlw sehr aufwendig. Dann musus es auch noch für alle Altersstufen passen, denn, es sind nicht nur alte Leute, die gepflegt werden. Für jüngere Menschen gibt es viel zu wenig richtige Unterbringungsmöglichkeiten.

    Ich höre jetzt mit meinen Kommentaren auf, würde mich aber freuen, wenn ich nicht immer wieder falsche Wortungen lesen müsste.

    Alles Gute. W. Worm

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