Ja, so einige
Richtungswechsel gab es bereits in der Entwicklung der Pflege. Doch wo mag der
Weg wohl hinführen?
Die Kindheit der Pflege war geprägt durch enge familiäre
Verflechtungen. In Zeiten der Mehrgenetationenhäuser und Dreiklassengesellschaft
gehörte es zur moralischen Pflicht der Kinder, die Pflege der Eltern zu tragen.
Die beste Pflegeversicherung dieser Zeit, war es so viel Nachwuchs zu zeugen
wie es geht.
Es folgte die religiös geprägte Jugend. Getrieben von
Nächstenliebe und Wohltätigkeit, galt es als moralische Pflicht die Kranken und
Schwachen zu versorgen. Doch auch hier war eine Investition in die Frömmigkeit notwendig. Als 2. Säule blieb weiterhin die familiäre Vorsorge.
Eines Tages kam ein Mann und bot den Leuten Versicherungen
an. Die Gesellschaft sollte diese Pflicht nun tragen. Die dritte Säule war
geboren, um die Pflegen in der Not zu stützen. Diese, gänzlich unabhängig,
dienen der moralischen Pflicht einer guten Versorgung derer, denen die Kraft
ausgeht.
Doch damit nicht genug eine vierte Säule sollte her, die nun
für Verwirrung sorgt. Privatwirtschaft genannt, geht nun alles durcheinander.
Gefangen zwischen Moral und Kommerz zieht‘s die Pflege hin und her. Als
Wirtschaftsfaktor nicht mehr wegzudenken, als Arbeitgeber unverzichtbar mit dem
Streben nach Profit bleibt der Mensch hier auf der Strecke.
Nicht nur der Mensch der angewiesen auf die Hilfe ist, nein
auch der Mensch der abhängig von der Tätigkeit ist. Gesellschaftlicher Druck
von allen Seiten, versuchen diese mit zugenähtem Mund zu schreien. Stopp, so geht’s
nicht weiter, moralisch ist die Pflege am Ende.
Doch ist der Schrei noch so leise, wird er ab und zu gehört.
Dann reagiert die Gesellschaft mit heuchlerischer Moral, die niemals zur Linderung
führen kann. Hauptsache, es wird mal wieder drüber gesprochen.
Identität? Was ist die Pflege nun? Moralisch schwer
verträglich, ist die Würde des Menschen nun abhängig von selbstloser Aufopferung
und Gewinnmargen.
Die Würde des Menschen ist unantastbar, außer wenn es um Geld
geht.
Es bleibt die Hoffnung, dass es sich hierbei um eine Art „Midlife-Crisis“
der Pflege handelt und diese bald auf den rechten Weg zurückfindet.
© Heiko Pietsch
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